Quelle: Norderstedter Zeitung 13. Juni 2007
Bildung: Inhaltlich bleibt alles beim Alten – nur der Name wird ab 2010 geändert
Während in den Norderstedter Haupt- und Realschulen zurzeit intensiv über die schulische Zukunft diskutiert wird, steht der Weg für die Integrierte Gesamtschule Lütjenmoor schon fest.
In den Norderstedter Haupt- und Realschulen wird zurzeit intensiv über die schulische Zukunft diskutiert, die das Schulgesetz vorschreibt: Sollen sie sich zu Regionalschulen zusammenschließen oder zu Gemeinschaftsschulen werden? Für die Integrierte Gesamtschule Lütjenmoor (IGS) ist der Weg klar: Sie wird voraussichtlich im Jahr 2010 zur Gemeinschaftsschule. „Inhaltlich ändert sich für uns so gut wie nichts, nur der Name wechselt“, sagt Schulleiter Bernd Rabe (58): „Es wäre für die Schule aber gut, wenn sie mehr gymnasialempfohlene Kinder aufnehmen könnte.“
Für das neue Schuljahr wurden fünf angemeldet, im vorigen Jahr waren es neun. „Das sind zwar schon mehr als in den Anfangsjahren der Schule, aber bei 95 Fünftklässlern, die wir jedes Jahr aufnehmen, erreichen wir damit die angestrebte Drittelparität von Haupt- und Realschülern sowie Gymnasiasten nicht“, sagt der Pädagoge.
Als Ursache nennt er ein Image, das offenbar viele Eltern abschrecke, der „erfolgreichen Arbeit“ an der IGS aber nicht gerecht werde. „Gerade die Eltern von Kindern, die laut Grundschullehrern das Abitur machen können, fürchten, dass ihre Kinder runtergezogen werden“, sagt Annegret Rumöller (45), Elternbeiratsvorsitzende an der IGS. Sie hat ihren Sohn bewusst auf diese Schule geschickt, weil sie vom System Gesamtschule überzeugt ist.
Die Angst vor Leistungsabfall und Demotivation sei unbegründet: Die IGS biete ab Klasse 7 in den Hauptfächern Kurse mit zwei unterschiedlichen Leistungsniveaus und dazu noch eine Binnendifferenzierung im jeweiligen Kursus. Dadurch würden Schüler aller Leistungsstärken gleichermaßen individuell gefördert. Die Schule investiere überdurchschnittlich viele Stunden in die Lernförderung.
„Auch die Zahlen widerlegen diese Sorge der Eltern“, sagt Rabe, der mit verblüffenden Fakten aufwartet. Aus dem Bildungsbericht der Landesregierung ergibt sich für das Jahr 2005, dass landesweit 36,5 Prozent der Gesamtschüler Abitur machen. Im gegliederten Schulsystem sind es nur 20,4 Prozent der dort angemeldeten Kinder. Zahlen für Norderstedt gebe es leider nicht. An der IGS schaffe rund ein Drittel der Schüler den Sprung in die gymnasiale Oberstufe und sogar fünf Prozent derjenigen mit Hauptschulempfehlung.
Werden mehr potenzielle Abiturienten an der Gesamtschule angemeldet, könnten zudem die Gymnasien entlastet werden, denn: Die vier Norderstedter Gymnasien verzeichnen zum neuen Schuljahr so viele Anmeldungen wie noch nie: 53 Prozent der Fünftklässler sollen nach dem Willen der Eltern dort ihre Schullaufbahn fortsetzen. Das führt zu Raumnot, teuren Erweiterungsbauten und Absagen vom Wunschgymnasium. „Es geht uns nicht darum, die unterschiedlichen Schulformen gegeneinander auszuspielen, sondern Probleme zu lösen, sodass alle davon profitieren“, sagt Rabe. Das „System Gesamtschule“ erklären er und Annegret Rumöller im Interview.
Von Michael Schick