2007 07 – „Wir sind fast ein bisschen wie eine große Familie“

Quelle: Norderstedter Zeitung 13. Juni 2007

1990 nahm die Integrierte Gesamtschule Lütjenmoor (IGS) die ersten Schüler auf. Nach viel Unruhe in den ersten Jahren und mehreren Schulleiter-Wechseln wurde es ruhig um die IGS. Wie sieht der Alltag an der einzigen Gesamtschule in Norderstedt aus, die neben der IGS Trappenkamp auch die einzige im Kreis Segeberg ist? Die Norderstedter Zeitung hat bei Schulleiter Bernd Rabe (58) und der Elternbeiratsvorsitzenden Annegret Rumöller (45) nachgefragt.

NORDERSTEDTER ZEITUNG: Wie bewerten Sie die pädagogische Arbeit an Ihrer Schule?

RABE: „Wir sind einfach gut und arbeiten erfolgreich. 40 Prozent unserer Schüler machen einen besseren Abschluss als vom Grundschulgutachten vorhergesagt. Ab Klasse sieben gibt es in den Hauptfächern Kurse mit zwei unterschiedlichen Leistungsniveaus und dazu noch Binnendifferenzierung in den Klassen und Kursen. Dadurch wird jeder Schüler individuell gefördert – und gefordert.

NZ: Gibt es neben der intensiven Förderung weitere Argumente für die Gesamtschule?

RUMÖLLER: Jede Menge, aber leider sind sie oft nicht bekannt. So bleibt die Schulkarriere lange offen. Die Schüler können jedes Halbjahr in den Kursen auf- und absteigen, so dass jeder den bestmöglichen Abschluss machen kann. Diese Flexibilität ist wichtig, da Kinder und Jugendliche sich unterschiedlich entwickeln. Die IGS ist eine verbindliche Ganztagsschule, auf der Unterricht und Arbeitsgemeinschaften nicht getrennt, sondern miteinander verwoben sind. Weiterer Pluspunkt ist die frühzeitige Berufsorientierung. In Klasse 8 und 9 absolvieren die Schüler jeweils ein Praktikum.

RABE: Wir haben 1,5 sozialpädagogische und eine Erzieherstelle. Diese Unterstützung hilft uns, Themen wie Suchtvorbeugung oder Gewalt intensiv zu behandeln. Wir kümmern uns um die Probleme von Schülern, sprechen mit Eltern und setzen erzieherische Maßnahmen durch. Unsere Schüler sind gut behütet, wir sind fast ein bisschen wie eine große Familie.

NZ: An der IGS gibt es kein Sitzenbleiben und kein Abgehen von der Schule. Wie motivieren Sie die Schüler?

RUMÖLLER: Zunächst mal muss man grundsätzlich sagen, dass Wiederholen nichts bringt. Das ist inzwischen wissenschaftlich nachgewiesen, und diese Erkenntnis hat ja auch Eingang ins neue Schulgesetz von Schleswig-Holstein gefunden. An der IGS haben die Schüler den Ansporn, möglichst aufzusteigen und auf jeden Fall nicht in niedrigere Kurse abzusteigen.

RABE: Schüler wollen lernen und gute Leistungen erzielen. Man muss ihnen Inhalte so vermitteln, dass sie selbst einen Zugang finden. Eine gute Atmosphäre hilft gewaltig.

NZ: Wie schaffen Sie eine solche Atmosphäre?

RABE: Die Schüler haben von der fünften bis zur zehnten Klasse zwei Klassenlehrer. So können sie das, was sie bewegt, besser loswerden. Stimmt die Beziehung zum Lehrer, fällt das Lernen leichter. Bewährt haben sich auch die drei Bündelungswochen pro Schuljahr, in denen die Schüler fachübergreifend und intensiv Themen behandeln. Der Methodik-Unterricht spielt bei uns eine große Rolle: Die Schüler lernen von Anfang an, sich Inhalte und Kenntnisse zu erarbeiten, sodass sie selbstständig handeln können.