2005 04 – „IGS kann nicht alle Schüler aufnehmen“

Quelle: Norderstedter Zeitung 8. April 2005

Norderstedt: Insgesamt 171 Kinder wurden angemeldet, doch die Gesamtschule am Lütjenmoor kann nur 95 aufnehmen.

Von Michael Schick

Die Integrierte Gesamtschule (IGS) in Norderstedt wird immer beliebter: 171 Kinder wurden zum neuen Schuljahr an der Schule am Lütjenmoor angemeldet – fast doppelt so viele, wie die Schule aufnehmen kann. 95 Jungen und Mädchen werden nach den Sommerferien in vier Klassen an der IGS lernen. „Wir haben schon seit Jahren deutlich mehr Anmeldungen als Plätze“, sagt Schulleiter Bernd Rabe (56). Da stelle sich die Frage, ob die Stadt nicht eine zweite Gesamtschule verkraften kann.

Mit der hohen Nachfrage liegt die IGS im Landestrend: „Die Gesamtschulen stehen bei den Eltern hoch im Kurs“, sagt der Landeselternbeirat für Gesamtschulen in Schleswig-Holstein. 5500 Anmeldungen hätten die 25 Gesamtschulen im nördlichsten Bundesland für das Schuljahr 2005/2006 zu verzeichnen. Nach den alarmierenden Bildungsstudien der jüngsten Zeit wollten immer mehr Eltern für ihre Kinder offensichtlich Schulen, an denen die Schüler länger gemeinsam lernen als im dreigliedrigen Schulsystem, und die Abschlüsse möglichst lange offen bleiben.

Nicht mal alle Geschwisterkinder können die IGS besuchen

Die Kehrseite des Trends: Viele Kinder müssen abgewiesen werden. „Wir orientieren uns bei der Auswahl an der Landesverordnung“, sagt Schulleiter Rabe. Hauptkriterium sei die angestrebte Drittel-Parität von potentiellen Gymnasiasten, Real- und Hauptschülern. Die erreicht die IGS Lütjenmoor zwar nicht, aber: „Wir nähern uns dem Ziel langsam an“, sagt Rabe. Nachdem noch vor Jahren die Zahl der für das Gymnasium empfohlenen Kinder bei zwei oder drei lag, sind es jetzt immerhin schon zehn. Hinzu kommen 48 Grundschüler mit Realschul- und 34 Kinder mit Hauptschulempfehlung sowie drei behinderte Kinder, die in der Integrationsklasse unterrichtet werden. 15 Prozent der neuen Fünftkläßler werden nach der Härtefallregelung aufgenommen. Dazu zählt die Priorität für Geschwisterkinder. Dennoch kann die IGS, zu deren Einzugsgebiet Norderstedt, Tangstedt und Nahe zählen, nicht alle 44 angemeldeten Geschwisterkinder aufnehmen.

Die meisten Norderstedter Eltern wollen, daß ihre Kinder Abitur machen. Die vier Norderstedter Gymnasien nehmen 304 Schüler auf. Das sind 43,1 Prozent der Grundschüler, die auf eine weiterführende Schule wechseln. Das Gymnasium Harksheide verzeichnete auf Kosten des Lessing-Gymnasiums im Schulzentrum Nord und des Lise-Meitner-Gymnasiums im Schulzentrum Süd einen Anmeldeboom: 120 Grundschüler sollten dort lernen. „Möglicherweise spielte der schleswig-holsteinische Wahlkampf eine Rolle. Einige Eltern befürchteten offensichtlich, daß die Schulzentren in Gemeinschaftsschulen umgewandelt werden könnten“, sagt Norderstedts Schuldezernent Harald Freter.

Unterschiedliche Anmeldezahlen für die Norderstedter Gymnasien

Damit alle Gymnasien mit drei Parallelklassen starten können, habe das Gymnasium Harksheide Schüler ans Lessing- und Lise-Meitner-Gymnasium abgegeben, was bei einigen Eltern Unmut hervorgerufen hatte. Zwar können die Eltern die weiterführende Schule frei wählen. Die Wahlfreiheit wird aber durch die Vorgabe eingeschränkt, daß alle vier Gymnasien gleich ausgelastet werden und weiterbestehen können.

Freter geht davon aus, daß alle vier Gymnasien auch die nächsten Jahre nebeneinander existieren werden. „Noch wächst Norderstedt. Der Bevölkerungsrückgang wird sich bei uns erst später bemerkbar machen als in anderen Teilen Deutschlands“, sagt er. Daher gebe es keinen Grund, jetzt über die Zusammenlegung von Gymnasien zu diskutieren. Außerdem sei auch die Schulpolitik des Landes wichtig. Wenn das Abitur in zwölf Jahren kommt und flächendeckend Ganztagsschulen eingerichtet werden, habe das Auswirkungen auf die Gymnasien.

252 Kinder (35,7 Prozent) wechseln zur Realschule, 54 (7,7 Prozent) zur Hauptschule.

INFO

Die Schülerberge schwinden. Die Zahlen der Abc-Schützen gehen rapide zurück. Das geht aus der Norderstedter Schulstatistik hervor. Laut Prognose werden 2008 in Norderstedt 624 Kinder eingeschult, 2006 sind es 639, 2007 662. Diese Zahlen liegen deutlich unter dem bisherigen Tiefststand von 1991 mit 688 Schulanfängern. Die Rekordmarke von 899 Abc-Schützen datiert aus 1999.