Quelle: Norderstedter Zeitung Nr. 240 vom 14.10.2000, Seite 1
Nur Anmeldungen von Haupt- und Realschülern
ms Norderstedt – In diesem Schuljahr muss die Integrierte Gesamtschule Lütjenmoor ohne potenzielle Gymnasiasten auskommen. Nachdem schon in den Vorjahren höchstens zehn Jungen und Mädchen mit gymnasialer Empfehlung an der Norderstedter Gesamtschule in die fünfte Klasse gestartet sind, steht in der jüngsten Statistik des städtischen Schulamtes eine Null. Aufgenommen haben Schulleiter Bernd Gruhl und seine Kollegen ausschließlich Jugendliche, für die die Grundschullehrer Haupt- und Realschule als ideal empfohlen haben.
Als die Gesamtschulen vor Jahren gestartet sind, galt noch die Vorgabe: jeweils ein Drittel Haupt- und Realschüler sowie Gymnasiasten. Doch die Realität hat schnell gezeigt, dass nur wenige Gesamtschulen im nördlichsten Bundesland dieses Ziel erreichen. An der IGS bewegt sich die Zahl der neu aufgenommenen potenziellen Abiturienten seit Jahren im einstelligen Bereich. Doch die Negativbilanz schreckt Schulleiter Gruhl nicht: „Angesichts der großen Konkurrenz durch die vier Norderstedter Gymnasien, wobei eins direkt nebenan liegt, ist das Anmeldeverhalten nicht verwunderlich.“ Außerdem hätten sich die pädagogischen Maximen in der Bevölkerung geändert. Während noch vor Jahren soziales Handeln und Lernen, die Hilfe des guten für den schwachen Schüler, Konjunktur hatten, dominiere seit kurzem wieder die Leistung als Orientierungsgröße. Damit sei auch das, was Gesamtschule ausmache, bildungspolitisch momentan eher nicht hoffähig.
Dennoch hätten integrierte Schulen neben den Haupt- und Realschulen sowie den Gymnasien ihren festen Platz in der Schullandschaft. So würden in der IGS nicht nur Kinder mit Handicaps und nicht behinderte Kinder gemeinsam lernen. Wie gerade die Gesamtschule Spätentwickler und andere Jugendliche fördern kann, zeige die Zahl der Abiturienten, die jedes Jahr die IGS verlassen.
Wenn die Bauarbeiten auf dem Gelände am Lütjenmoor beendet sind, wolle er die Stärken der Gesamtschule wieder deutlicher ins Bewusstsein rücken, kündigte Gruhl an. Die Schule sei in jedem Fall besser als der Ruf, den sie in einigen Teilen der Bevölkerung genieße.
erschienen am 14.10.2000