2000 11 – „Lebloses Papier ist völlig unwichtig“

Leserbrief
Quelle Norderstedter Zeitung Nr. 264 vom 11.11.2000, Seite 6

Bezug: „Gesamtschule braucht keine eigene gymnasiale Oberstufe“ – NZ vom 7. November

Über den oben genannten Artikel war ich sowohl überrascht als auch enttäuscht. Ich empfand es als sehr schade, dass die FDP Norderstedt sich derartig uninformiert zeigt. Als Schüler des jetzigen Abiturjahrgangs der IGS Lütjenmoor macht es auf mich einen seltsamen Eindruck, spricht Frau Krogmann über uns und unsere Oberstufe knapp und undifferenziert von einer „Fehlinvestition in Millionenhöhe“.

Dass sich der Unmut der Norderstedter FDP an der städtischen Schulstatistik entzündet, zeigt, dass hier nur auf lebloses Papier gestarrt wird und die Politik an den Menschen, den Schülern, vorbeigeht. Zwar mag es so sein, dass kein Kind mit gymnasialer Empfehlung eingeschult wurde. Aber die Tatsache, dass die IGS seit Jahren elfte Jahrgänge mit Kopfzahlen zwischen 20 und 30 Personen einrichtet, wird verschwiegen. Vielleicht ist sie auch gar nicht recherchiert worden. Denn dann wäre auch bekannt, dass beispielsweise auch der Großteil des jetzigen Abiturjahrgangs ohne eine gymnasiale Empfehlung auf die IGS kam. Diese Schüler wurden gefördert und entwickelten zum Teil erst spät ihr Potenzial; eben so genannte Spätentwickler. Hier zeigt sich der positive Kern der Gesamtschule. Dass das Abitur deswegen an der IGS nicht schlechter ist als an anderen Schulen, haben die letzten Abiturjahrgänge unter Beweis gestellt, und das beweist auch der jetzige Abiturjahrgang in den Kooperationskursen zwischen der IGS und dem Coppernicus-Gymnasium.

Als besonders bedauerlich wird es von mir empfunden, dass die Entwicklung meiner immer noch recht jungen Schule durch derartige Äußerungen torpediert wird. Ich sehe es als leichtfertig an, dass sich auch die FDP die Parolen der CDU zu Eigen macht. So muss sich die Stadtvertreterin der FDP auch nicht wundern, wenn früher immer von „positiveren Zahlen“ gesprochen wurde; sieht man doch gerade an diesem Beitrag, wie das Image der Schule zu Unrecht geschädigt wird.

Die IGS, meine, unsere Schule, hat in den Jahren des Aufbaus ungeheuer viel geleistet. Erwartet die FDP von unserem Schulleiter, er solle „die Dinge klarstellen“, so hoffe ich doch nun auch als Schüler, meinen Beitrag geleistet zu haben.

Timo Lüth